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Grenzen in der Erziehung - wie du eine Grenze resilienzorientiert aushandeln kannst (2/3)





Nachdem es im letzten Artikel um deine liebevolle Haltung beim Aufzeigen einer Grenze ging und darum, Grenzen vor dir selbst und deinem Kind zu begründen, möchte ich dir in diesem Artikel hier einige Ideen mit an die Hand geben, wie du eine Grenze genau resilienzorientiert aushandeln kannst, also so, dass du die Widerstandskraft deines Kindes in den Blick nimmst und auf sein mentales Wohlergehen beim Setzen einer Grenze achtest.


♡ ♡ ♡


Fordere Aufmerksamkeit ein / suche Blickkontakt

Wenn du eine Grenze setzt, dann versuche möglichst nah an dein Kind heranzutreten, begib dich auf seine Augenhöhe und suche Blickkontakt zu deinem Kind. Auf diese Weise forderst du die Aufmerksamkeit deines Kindes ein.

Achte auf einen ruhigen, aber klaren Ton

Trage die Grenze, die du setzen möchtest, in einem ruhigen, aber klaren Ton vor und achte darauf, dass du nicht unfreundlich wirst. Denke immer an den Leitsatz, dass es völlig normal ist, dass ein Kind eine Grenze aushandeln und nach Möglichkeit überschreiten möchte. Diese Grenzüberschreitung ist aber niemals gegen dich gerichtet. Dein Kind handelt für sich, aber aus seinem Wesen heraus niemals gegen dich. Wenn du dir diesen Leitsatz vor Augen führst, dann hilft er dir dabei, in aufwühlenden Situationen ruhig zu bleiben, dich innerlich gestärkt zu fühlen und nicht selbst in ein kindliches Reaktionsmuster zu verfallen, das zum Beispiel deine eigene Kindheit geprägt hat.


Der ruhige Ton verdeutlicht deinem Kind, dass es um die Sache geht und du dich nicht gegen die Person deines Kindes richtest. Es ist liebenswert, auch wenn es etwas falsch macht. Daher darfst du ihm auch mit Liebe begegnen, auch wenn du in sachlicher Hinsicht eine gut begründete Grenze aufzeigen möchtest.


Eine liebevolle Haltung schließt ein klares Aufzeigen einer Grenze nicht aus!

Oftmals denken wir, wir müssten unserer eigenen Stimme als Erwachsener Nachdruck verleihen, um ein Kind zum Einhalten einer Grenze zu bewegen. Aber dem ist nicht so. Wenn du deine Grenze mit einer inneren Klarheit und Bestimmtheit vorträgst, dann kannst du das durchaus liebevoll tun. Deine Stimme darf dabei ruhig bleiben (ohne zu schreien) und dein Blick sollte versöhnlich sein.


Erkläre deinem Kind, warum es eine Grenze von dir gesetzt bekommt

Es ist wichtig, dass du deinem Kind veranschaulichst, warum du die Grenze setzt. Möchtest du dein Kind durch die Grenze schützen? Möchtest du seine Grundbedürfnisse stillen, indem du zum Beispiel auf das richtige Essen achtest (anstatt das Essen von Süßigkeiten zu erlauben)? Möchtest du selbst gerade ein Bedürfnis stillen, das du hast (was durchaus auch seine Berechtigung hat)? Möchtest du ein anderes Kind schützen, weil dein Kind ihm sonst Schaden zufügt?


Wenn du dir selbst die Begründung vor Augen führst, kannst du die Grenze auch deinem Kind verdeutlichen. Und dieser Schritt ist unglaublich wichtig, da wir nur auf diese Weise die Perspektive unseres Kindes erweitern können und ihm die Bedeutung der Grenze veranschaulichen. Denn du, für deinen Teil, weißt, warum die Grenze wichtig ist, aber dein Kind hat diese Erfahrungswerte ja noch nicht gesammelt. Daher ist es wichtig, dass du ihm über das Erklären die Erfahrungswerte, Einsichten und Ansichten, die du selbst erlangt hast, zugänglich machst.


Häufig sind Kinder in Momenten der Wut und der Trauer nicht in der Lage die genauen Worte einer Erklärung wahrzunehmen. Das macht nichts. Du musst dein Kind auch nicht mit Erklärungen bombardieren. Es reicht eine erklärende Grundhaltung in der Situation der konkreten Grenzaushandlung. Wenn du zu seinem späteren Zeitpunkt eine Gelegenheit findest, in der dein Kind mental besser zugänglich ist, dann greife die Grenze auf jeden Fall nochmal auf und erkläre deinem Kind genauer, warum es dir wichtig gewesen ist die Grenze zu ziehen.

Tröste dein Kind, wenn es traurig ist, weil es eine Grenze gesetzt bekommt.

Wenn dein Kind traurig ist, weil es etwas nicht darf, dann ist das Traurigsein durchaus berechtigt. Dein Kind wird in seinem inneren Drang Neues auszukundschaften und Dinge nach seinem Interesse auszuprobieren erstmal ausgebremst, was seinem Wesen widerstrebt. In dieser Situation ist es verunsichert und braucht dich daher als Orientierung. Deshalb ist es wichtig, dass du Verständnis für die Perspektive und die Traurigkeit deines Kindes aufbringst. Spende ihm Trost, äußere dein Verständnis und nimm es in den Arm, falls es das zulässt.


Lass dich auf die kindliche Perspektive ein

Dein Kind probiert die verschiedensten Dinge aus, um seine Bedürfnisse zu stillen. Dies tut es in dem Moment für sich und nicht um dich zu provozieren. Versuche dich auf dein Kind einzulassen und überlege, warum es für dein Kind bedeutsam ist, in dem jeweiligen Moment auf sein Bedürfnis zu hören.


Höre deinem Kind zu

Gib deinem Kind immer die Möglichkeit dazu, etwas zu der Grenze zu sagen und seine Sichtweise zu äußern. Nur, wenn du deinem Kind eine Stimme gibst, kann es einen positiven Selbstwert aufbauen, weil es dann weiß, dass seine Meinung und seine Sichtweise für dich auch eine Bedeutung und Wichtigkeit haben. Übergehst du seine Stimme einfach, indem du sie unterbindest oder als unwichtig abtust, so wirst du die mentale Gesundheit deines Kindes gefährden. Es fühlt sich dann wertlos, unbedeutsam und ungeliebt. All das wären Faktoren, die gegen eine resilienzorientierte Erziehung sprechen würden. Damit dein Kind weiß, dass es schwierige Situationen selbst mit aushandeln darf und eine innere Widerstandskraft (Resilienz) erlangt, die ihm in Krisensituationen dienlich ist, muss es merken, dass es eine eigene Stimme hat und diese auch aktiv mit in die Gemeinschaft einbringen kann. Unterbindest du seine Stimme, so wird es sich als Opfer fühlen und bei schwierigen Situationen keine Verantwortung für den Ausgang einer Situation übernehmen können.

Biete Alternativen und Kompromisse an

Es gibt immer eine Möglichkeit, um deinem Kind einen Kompromiss anzubieten. Du musst nur kreativ sein! Am Anfang fällt es einem manchmal schwer, sich in das Bedürfnis des Kindes hineinzudenken und eine Alternative zu finden, mit der wir als Eltern gut leben können und die gleichzeitig das Bedürfnis unseres Kindes stillen kann. Hierfür ein Beispiel: Wenn dein Kind Zähneputzen soll, aber das Bedürfnis hat zu spielen, dann biete ihm doch alternativ mal Zähneputzen mit Spaß an, während ihr den „Monsterparty-Song“ hört und beim Verjagen der Zahnmonster gemeinsam abzappelt. https://m.youtube.com/watch?v=EiYb1YDHIuQ


Wichtig sind Kompromisse vor allem deshalb, weil sie eine Bedürfnisorientierung auf beiden Seiten ermöglichen; also sowohl dein Bedürfnis als auch das Bedürfnis deines Kindes stillen.

Sei geduldig!

Gib deinem Kind ein bisschen Zeit, um die von dir gesetzte Grenze umzusetzen. Fordere nicht direkt eine Reaktion ein, sondern gib deinem Kind etwas Raum, um sich an die neue Vorstellung zu gewöhnen.

Bleibe einfach gedanklich klar bei deiner Grenze und wiederhole sie deutlich, aber freundlich, solange bis dein Kind sie annimmt.

Entschuldige dich, wenn du eine Grenze mal falsch ausgehandelt hast

Es ist total normal Fehler zu machen! Keiner ist perfekt! Wichtig ist nur, dass du immer wieder in die Reflexion gehst und wenn du mal einen Fehler bei einer Grenzaushandlung gemacht hast, weil du ungehalten, ungeduldig oder zu streng warst, dann sag deinem Kind, dass es dir Leid tut und dass du einen Fehler gemacht hast. Auf diese Weise kann dein Kind von dir lernen auch selbst etwas zu bedauern. Zudem lernt es von dir als Vorbild, dass jeder Mensch mal Fehler machen kann und darf und dass man über Fehler sprechen kann, um dann auch verzeihen zu können.

Arbeite an deinem inneren Kind

Wenn du selbst beispielsweise als Kind oft nicht gehört wurdest und dir nicht zugehört worden ist, dann hast du selbst vielleicht das Glaubensmuster erworben, dass deine Stimme nicht wichtig ist.

Wenn du nun als Mutter oder Vater selbst wieder in eine ähnliche Situation gerätst, wie du sie als Kind erlebt hast, zum Beispiel, weil dein Kind dir nicht zuhört und dir keine Beachtung schenkt, dann triggert dich dieses Verhalten: Du erinnerst dich an das Ohnmachtsgefühl aus deiner Kindheit und reagierst demnach auf das Verhalten deines Kindes wie ein Kind.

Es fällt dir demnach schwer eine erwachsene Sichtweise auf die Situation einzunehmen. Genau deshalb ist es enorm wichtig, dass wir als Eltern an und mit unserem „inneren Kind“ arbeiten (zum Beispiel in einem psychologischen Coaching).


Wie du selbst an deiner inneren Gelassenheit arbeiten kannst, erfährst du auch in meinem Artikel „7 Tipps, wie du selbst gelassen mit der Wut deines Kindes umgehen kannst (3/3)“ https://www.resilienz-erziehung.com/post/7-tipps-wie-du-selbst-gelassen-mit-der-wut-deines-kindes-umgehen-kannst-3-3



Ich wünsche dir und deiner Familie von ganzem Herzen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest!


☼ Let your family shine ☼


Deine Linda












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Herzlich Willkommen & danke fürs Vorbeischauen!

Ich bin Mama, Ehefrau, (Sozial-)Pädagogin und Lehrerin. Hier auf meinem Blog möchte ich dich mit meiner Leidenschaft für eine resilienzorientierte Erziehung anstecken. Schenke deinem Kind Liebe und lasse eure  Beziehung wunderschön und kraftvoll werden.

♡Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich. (Hermann Hesse)

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